im zug in österreich

man fährt quer durch österreich, es ist samstag.
man sitzt in einem "ruhebereich", das sind in österreichischen zügen alibihalber so gekennzeichnete teile eines wagens, in denen man laut idiogrammen an den wänden ruhe vor lauter musik, lautem videoschauen und handytelefonieren genießen kann. warum sich nicht dahin setzen, wenn man schon mal sieben stunden im zug verbringt?
der fehler: am ende des wagens zu sitzen. die nähe zum WC macht den ort schnell zum raucherabteil. aber viel lustiger sind die trinktechniken der fahrgäste: zwei an sich harmlose proleten nehmen eifrig neben uns platz, knallen ihre laptops auf den tisch und tun sich an einem filmchen gütlich, in einer lautstärke, die einem das durchgehende lesen unmöglich macht. eine ebenso proletoide schaffnerin muss sie dann auf meine aufforderung hin drauf hinweisen, dass sie mit kopfhörern schauen oder woanders hingehen sollen. das ist sehr ärgerlich, klar. ich fühle mich auch schlecht deshalb, arme kerle. sie packen die laptops weg, hoffen lautstark wenigstens verbal weiterleben zu dürfen und beginnen sich gepflegt zu besaufen. endlich wird klar, was sie in den sporttaschen haben: hektoliter an dosenbier. in den nächsten stunden wird dieses wenig durstlöschende getränk, dafür harntreibend und durst nach mehr erzeugend, vernichtet. langsam kommt stimmung auf, sie gehen eine rauchen, noch öfter stehen sie jetzt auf, um wasser abzuschlagen. in innsbruck dann die offenbarung: eine volltrunkene vorarlbergische familie (vater, mutter, sohn, drei mädels) mit heineken-flaschen in den händen, taumeln an uns vorbei in den vorraum des wagens, neben dem klo. dort lassen sie sich häuslich nieder und bramabarisieren. keimzelle der gesellschaft. wenn jemand aussteigen will, in jenbach etwa, wird er von einer der vifen gören belehrt: hier ist die lok. aber ja, ist sie, und aussteigen kann man - rein theoretisch - trotzdem.
die beiden proleten trinken mittlerweile red bull, offenbar haben sie noch was vor am abend. das rauchen ist ihnen mit der keimzelle da draussen auch vergangen, sie sind eben luschen. dafür haben sie ihren lappi wieder rausgeholt und schauen jetzt unbehindert ihre filmchen.

jetzt ist alles wurscht. in einer stunde sind wir da.

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