nach den schwülen tagen endlich ein warmer, heller frühsommertag, einer wie der, an dem ich geboren wurde: wärmend, gut und dem leben nahe.
es ist ruhig hier in der siedlung, alle sind baden gegangen, der rest sitzt vor dem TV. kein kindergebrüll unten, kein grillgestank, das wird dann später kommen, aber solange hab ich hier stille und sonne.
entfernt das hupen einer hochzeitsgesellschaft (- wie kann man nur an einem samstag heiraten? wie kann man überhaupt heiraten?)
ich lese in
handkes "felsfenster". auch dieses buch hat, wie "das gewicht der welt" und "die geschichte des bleistifts" die stimmung der beobachtung, der wahrnehmung des augenblicks, des gedankens - im grunde gibt es nur zwei arten von büchern zu schreiben: solche journale wie oben genannt, und(auto)biographien. alles andere ist vollkommen überflüssig. (bis auf die lyrik, die die mutter aller literatur ist), aber die kunst der lyrik ist auch so rar geworden wie ein anständiger politiker. haha.
jetzt aber die sonne in der stille noch spüren, bis es nicht mehr geht ... und mich im wolkenauflösen üben ...
ferromonte - 16. Jun. 2007, 16:30
und wenn alles gutgeht, wenn ich längere zeit keinen misserfolg und keinen rückschlag erlitten habe, schleicht sich dieses detektivische gefühl ein: etwas stimmt nicht, du kannst nicht einfach dauernd gut gelaunt sein, wo ist der haken?
und haken finden sich dann immer.
die frage ist aber: wieso kann der detektiv nicht sein maul halten?
ferromonte - 16. Jun. 2007, 11:19
die gerüche, die die erde mit ihren lebenwesen nach dem regen verströmt sind nur am land so zu erleben, wie es hier auch ist. ich empfinde die entfremdete lebensweise der stadt klar und deutlich, selbst wenn man, so wie ich, am stadtrand lebt und in fünf minuten sehr nahe der natur sein kann.
auf dem land zu sein, direkt ins land eingebettet, hat aber eine ganz andere qualität. es sind nur wenige tage, die ich hier in vorarlberg verbringe: eine reise in die vergangenheit; eine reise in eine andere welt, eine reise zu mir und meinem sohn.
zwei tage hält man der vergangenheit stand und behauptet sich; dann aber schlagen die wellen doch über dem scheitel zusammen und man muss schwimmen, um zu überleben. so ist das, immer wieder.
ferromonte - 9. Jun. 2007, 17:01
die ersten schritte werfe ich mich vorwärts, das gewicht nur mit dem willen vorantreibend; dann aber beginnt schnell der körper selbst zu laufen, die kraft von innen nehmend. alles ist auf diese weise leicht. die in den muskeln gespeicherten emotionen und erlebnisse geraten in bewegung, verwandeln sich in elektrische signale oder kleine energiewolken und steigen ins bewußtsein auf: das amorphe chaos in mir und die anstrengungen der letzten tage bewegen und verschieben sich, werden zu gedanken, die sich vernetzen und bedingen, sich neu anordnen: ein kristallisationsprozeß kommt in gang.
nach einigen minuten spüre ich, wie ich leichter werde, das laufen sich völlig verselbständigt hat und während sich die dinge ordnen in mir, beginne ich die umgebung wahrzunehmen:
die miniaturmoränen der gestrigen wassermassen, die während des gewitters runtergekommen sind und jetzt als spuren dieser ereignisse die wege zeichnen; große pfützen, denen der laufende körper automatisch ausweicht; ein fasan, der mich kommen sehend in die büsche verschwindet; wenige spaziergänger, es hat wieder leicht zu regnen begonnen und das ist gut so. ich laufe leicht wie eine feder durch den regen und habe das gefühl, stundenlang so weiterlaufen zu können.
draußen in den wiesen der lobau werde ich langsamer, an dieser stelle, wo ich mit 90° nach rechts abbiege werde ich immer langsamer, weil ich die offenen wiesen und die hohen bäume weit hinten sehen will, das gefühl der größe und weite aufnehmen will. jetzt merke ich auch, daß mit dem langsamer werden mehr licht in meine augen kommt, es scheint heller zu werden, mehr vom sonnenlicht durch die wolkendecke zu dringen. an tieren lassen sich nur vögel und insekten sehen, letztere drollig und eifrig, in den regenpausen ein paar gänge und flüge erledigend.
die wiesen sind noch nicht gemäht, sie erreichen langsam ihren höchststand und eine blumenvielfalt, die eine art aufgeregter ruhe ausstrahlt : am auffälligsten sind die kleinen köpfe der purpnen heidenelken, die mit samtender intensität direkt ins herz hereinreichen.
im weiterlaufen kommen dann wieder die themen der letzten tage, aber sie belasten nicht, sondern ordnen sich selbst zu einem lebendigen gefüge. es stimmt, weniger ist mehr.
auf dem breiten erdigen weg rutsche ich am rand einer tiefen pfützen mit dem rechten schuh ab und tauche ordentlich ins wasser ein. ich habe geträumt.
je näher ich wieder meiner wohnung komme, umso mehr mischt sich der geschwätzige verstand ein und verplant den rest des nachmittags, ich lache mich selbst dabei aus.
ja, ich hätte draußen bleiben sollen ...
ferromonte - 3. Jun. 2007, 14:00
was für ein schwachsinniger artikel bei
telepolis ... ein schönes beispiel, was durch die dogmatische psychoanalysierung nach sigi eines genialen plots wird:
man lese selbst. so kann aus einem prinzipiell guten ansatz (psychoanalyse) lächerlicher unsinn werden (inflationäre anwendung psychoanalytischer begriffe auf alles und jedes).
(schon die überschrift erinnert mich an die tausendschaft der wadlbeißer hermann hesses, die ihm "bis ins hohe alter andauernde pubertät" andichteten, aus viertelbildung, unwissenheit und unverständnis heraus ... )
"die großen schlachten", sagte sie, "werden hier drinnen geschlagen". und tippte dabei auf ihr brust.
wenn er sieht, wie sie mit ihrem acht monate alten kind umgeht, denkt er dran wie es wäre, sich schnell umzubringen und dann als ihr nächstes kind zu inkarnieren, um wieder diese zuwendung und unbedingte liebe zu erleben (.. das wäre doch was für den autor des start wars-artikels .. :-))
ferromonte - 1. Jun. 2007, 9:52
Nestlé -Boss Peter Brabeck-Letmathe
im ZEIT-Interview:
"Sehen Sie das mal anders. Pro Liter Flaschenwasser brauchen wir zusätzlich 0,6 Liter – für die Herstellung der Verpackung, für die Reinigung der Abfüllanlage und so weiter. Ein Liter Cola hingegen benötigt drei bis vier Liter Wasser. Ein Liter Bier sogar fast sieben, und da ist der Anbau von Hopfen und Malz noch nicht einmal mit eingerechnet. Also: Je mehr Wasser Sie trinken, desto mehr Wasser sparen Sie."
Im Film
"We feed the world" hat er schon in dieselbe Kerbe geschlagen.
Die Probleme angehen, indem man Geld verdient mit ihnen. Das ist für die Mächtigen in den Entscheidungspositionen DER Standpunkt; die Politker sind nur ihre Sprachrohre, die dann das - im Idealfall - umsetzen. Mich wundert nur, daß kaum wer merkt, wie kurzsichtig das ist. Es erscheint allen logisch und die einzige Möglichkeit, weil sie eines akzeptiert haben: daß Geld und das Streben nach Besitz von Geld mehr Macht hat als alles andere. Durch dieses Axiom entsteht die ganze Logik der Wirtschaft.
Manchmal frage ich mich, was geschehen wurde, wenn Geld als Zahlungsmittel verschwinden würde und nur noch Gütertausch betrieben würde. Wie würde es dann aussehen auf der Erde ...
ferromonte - 27. Mai. 2007, 9:00