rainer just schrieb
in der presse vom 12.10.07 eine erklärung des erfolges von coelho
- und ich frage mich, ob er das ernst meint:
„Der Alchimist“ ist die esoterische Parabel des neoliberalen Geistes, dessen größte Lüge – jeder könne alles schaffen, wenn er nur wirklich wolle – Coelhos scheinheiliges Geblök vom „persönlichen Lebensweg“, das heißt von der kapitalistischen Laufbahn, skrupellos unterschreibt. Sein Märchen vom Schafhirten als Millionär will an seinem kreisrunden Ende nichts anderes verkünden, als dass der Arme, der es nicht schafft, seinem Elend zu entfliehen, eben selbst daran schuld sei: er habe das Glück, das sich jeder verdienen muss, einfach zu wenig gewollt. Nicht mit der Welt, sondern mit dem, der in ihr unglücklich ist, stimme etwas nicht. Der Imperativ: „Sei der, der du bist“, den Coelho noch dem ärmsten Straßenkind von Rio de Janeiro ins Ohr brüllen möchte, wird angesichts des herrschenden Unheils und der Ungerechtigkeit, deren Opfer hier zur alles bejahenden Lebensfreude motiviert werden sollen, zum grausamen Hohn.
ich glaube, ich les nicht recht. da hat jemand etwas grundlegend missverstehen wollen, oder müssen, aufgrund seiner programmierung. der artikel strotzt nur so von unterstellungen, absurden paranoiden thesen und scheut sich auch nicht, untergriffig zu werden: so nennt just coelho den "literaten von der traurigen gestalt", ein bonmot, das aus dem munde jörg haiders stammen könnte.
man kann coelho künstlerische qualitäten absprechen, das kann ich nachvollziehen. aber diesen unsinn - da fällt mir sofort wieder ein denis scheck ein, und viele andere; eine modeströung, ein spass gewisser literaturwissenschaftler: choelho-bashing. man fadisiert sich, also tritt man auf die ein, denen man den großen erfolg neidet. nichts neues.
so eine abstruse argumentation ist mir aber selten begegnet ...
Seine Erbauungsliteratur, die zum Ertragen der gegenwärtigen Gewalt beiträgt, legitimiert am Ende auch die Ermordeten der Zukunft. Weiß Coelho, was er ist und was er tut? Hat er es je geahnt? Könnte er die Kritik, die hier vorgetragen wurde, begreifen? Wohl kaum. Als blinder „Krieger des Lichts“ wird er weiter durch die Welt ziehen, dem Irrglauben verfallen, für das Gute zu kämpfen, während er in Wirklichkeit das Böse unterstützt. Luzifer rising.
nicht mal den titel hat er richtig hingekriegt. wenn schon andere (erfolgreiche) buch- oder filmtitel zitieren, dann richtig:
lucifer rising hätte es heissen müssen.