Jünger der Kunstreligion
Gleichgültig, wie hoch man Literatur als Kunst schätzt, sie findet doch immer ihre Grenze darin, das sie nicht das Leben selber ist, sondern eine abgeleitete, nachträgliche und nachtragende Form, die das ungeheuer Unbegreifliche des menschlichen Lebens darzustellen und zu verstehen versucht. Das Leben geht der Kunst voraus. Der Jünger der Kunstreligion jedoch glaubt, es verhalte sich umgekehrt. Indem er ihr sein eigenes Leben weiht, ist er geneigt, es wie einen ungeschriebenen Roman zu betrachten und zu erzählen. Er belädt die Poesie mit den allerhöchsten Erwartungen. Dabei ist sie doch nur das von Menschen Gemachte. Sie kann das Leben nicht ersetzen, und wenn man die Autobiografien von Raddatz und Reich-Ranicki liest, so spürt man die untergründige Trauer darüber, dass der imaginäre Himmel der Literatur für das wirkliche Leben nur ein Ersatz ist. [via die zeit]
ein interessanter, und auch etwas merkwürdiger artikel in der "zeit" ...
ein interessanter, und auch etwas merkwürdiger artikel in der "zeit" ...
ferromonte - 18. Sep. 2003, 11:30