ÖVP - unerträglich

was ich eigentlich nicht mehr tun wollte:
das verhalten des wahlverlierers ÖVP ist so unfassbar, daß ich einfach nicht still sein kann. diese krankhafte moralische empörung über "das wahlkampfverhalten" der siegerpartei SPÖ. da wird behauptet, man sei nicht beleidigt, und im selben atemzug faselt man von einem nie dagewesenen stil, weil die gusenbauer-SPÖ diesmal härter gekämpft hat und mit anderen mitteln als den freundlichen der vergangenheit, sich eben nicht mehr als idioten hinstellen ließ. jetzt stoßen die ÖVP-granden mit weinerlicher stimme hervor, "nie dagewesen", "kann man nicht zur tagesordung übergehen" - den dreckigen wahlkapf einer FPÖ oder gar eines BZÖ hat man vergessen, der hat für die ÖVP auch nie ein problem dargestellt. jetzt stellen sich diese heuchler verzweifelt als die besten der guten hin, einmal mehr, wie schon 2000, als "christlichsoziale", als um das wohl der menschen besorgte, als gerechte und gute regenten - alles einfach durchschaubare lügen, aber die redakteure im TV lassen sich (eben jetzt, pressestunde) hypnotisieren und den kandidaten stundenlang seinen kranken sermo runterrasseln, um zwischendurch mit devoter gymnasiastenstimme eine frage zu stellen, die nicht ganz stimmungskonform ist. widerwärtig.
wenn man sie dasitzen sieht, die alte regierung: graue haare, grauer anzug, graues gesicht - dann weiß man woran man ist. das sind keine "silberrücken" sondern zwetschkenkramperln, die entsorgt gehören. endlich entsorgt gehören. diese lapidare gebetsmühlenartige behauptung, sie diskutierten und arbeiteten ernsthaft an den wesentlichen problemen, die sie 6 jahre lang keinen deut gekümmert haben. was die verzweiflung doch für lächerliche blüten treibt!. und die ÖVP-granden nehmen eine haltung ein, als hätte gar keine wahl stattgefunden: die versprechen weiterhin, was sie alles machen werden und was sie alles vorhaben. die lächerliche meldung des herrn p., sie brauchen keine therapie, keinen psychiater, sie seien ja nicht krank: genau das brauchen diese leute dringend (aller parteien), es wäre überhaupt das beste, wenn politiker eine verpflichtende psychotherapie über einige jahre hinweg als voraussetzung für ihre brufstätigkeit zu absolvieren hätten.
schüssel und seine vasallen werden also ALLES dran setzen, weiterhin zu regieren. man wird sehen, wie klug gusenbauer wirklich ist, strategisch wie politisch; wie mutig etwa ein heifi wirklich ist (von dem ist seit der abspaltung des BZÖ ohnehin nichts mehr erwarten, den kümmert nur seine pension). sonst drohen uns weitere vier jahre neoliberaler eiskalter rechtsregierung ... und das kann doch keine mehrheit wollen. neuwahlen wirds nicht geben, weil dadurch alle verlieren würden.

mond und maestro

es tut gut, in der dämmerung mit dem rad zu fahren, einem riesigen mond entgegen, groß wie nur selten im jahr. man spürt mehr als man sieht, daß er noch nicht ganz voll ist, aber durch einen linseneffekt der atmosphäre erscheint er gut doppel so groß als sonst. erst habe ich diesen großen mond im rücken (ich spüre seine strahlung), auf dem weg zum supermarkt, später dann fahre ich ihn ihn hinein.
vor einer woche hatte ich in der sekunde den zifferncode meiner maestrokarte vergessen - ich wusste ihn auch vorher nicht, wenn mich jemand aufgefordert hätte ihn aufzuschreiben, hätte ich das nicht fertiggebracht. vor dem tastenfeld des geldausgabegerätes oder bei der kassa im supermercato tippte meine hand dennoch immer die richtigen ziffern in der richtigen reihenfolge, durch jahre hindurch. am freitag, also vor einer woche, war dieses stille unbewußte wissen plötzlich weg, und ich tippte dreimal den falschen code ein; die vierte und letzte möglichkeit vergab ich dann in jenem billa, der nahe meiner wohnung liegt, als ich wieder die falsche ziffernfolge eintippte und die karte gesperrt wurde. mittlerweile wurde mir der code wieder zugestellt, jetzt werde ich ihn nicht mehr vergessen können (eine assoziation wird mich immer davor retten). vor einer woche im billa war die folge fatal und ein wenig peinlich. obwohl ich seit jahren fast jeden tag dort einkaufe, gabs kein anschreiben oder sonstwas. die kassierin zog die sachen wieder zu sich ("meins!") und schüttelte auf meine versuche, das zeug irgendwie nach hause zu bringen, nur tumb den kopf. ich hätte mehr versuchen können, den filialleiter verlagen, sicherheiten geben - aber ich drehte mich um und ging. den laden betrete ich nie wieder.
dafür fahre ich eben jetzt ein wenig mit dem rad, den großen mond erst im rücken (hinfahrt) und dann vor augen (rückfahrt); wo er dann schon kleiner geworden ist, dafür aber heller und intensiver. auf der andern seite des himmels ist die sonne gerade beim abtauchen, aus der unterwelt leuchtet sie noch einige hochliegende wolkenstreifen an, färbt sie einzigartig rotorange. ich denke an papst benedikt, der die vorhölle abschaffen möchte. die luft kühlt schnell ab, wenn die sonne fort ist, aber es ist wunderbar durch die kühle zu gleiten, und ich höre ein mozart-violinkonzert in mir drinnen, und freue mich über die schönheit, die ich überall sehen kann ...

in der bahnhofshalle in bruck/mur

mein zug hat eine halbe stunde verspätung, und so sitze ich in der bahnhofshalle auf einer bank und trinke eine flasche murauer. zu beobachten sind die typischen bahnhofsexistenzen an einem späten samstagnachmittag. zwei radler führen ein vertrauliches plauscherl mit dem einzigen schalterbeamten, offenbar kennen sie sich gut, zusätzliche komik entsteht durch das perfekte radleroutfit, das von overalls mit einem werbefake-aufdruck gekrönt ist: keine bekannte österreichische und internationale firma, deren markenlogo da fehlt. nur daß unsere radler dafür geblecht haben, so ein overall zu tragen. der feine unterschied einmal mehr: das geld. eine merkwürdiger typ in rotem muscleshirt dreht seine kreise, er betätigt jeden verfügbaren automat in der halle: lässt hier eine cola raus, dort einen kaugummi, tippt auf seinem handy rum, kauft schließlich irgendwas am kiosk, wo auch ich mein bier gekauft hatte. die frau erklärte mir, sie müsse mit pfand für die flasche verrechnen, und hatte ihr geantwortet: "tun sie's, wenn sie müssen. aber sie können mir vertrauen, ich bin hier in dieser halle, trinke das bier, und wenn die flasche leer ist, bring ich sie ihnen zurück." sie lächelte gequält und entschied sich fürs vertrauen. der merkwürdige typ verkrümelt sich aufs WC; gut so. ein paar jugoslawen (eher kroaten) sitzen neben mir auf den bänken und tun gar nicht. ein junger mann in ausnehmend häßlichen t-shirt - bunter druck, unharmonische farben, unharmonische formen - telefoniert laut schreiend mit seiner frau oder mutter; es geht um die verspätung des zuges nach wien süd, er versucht den sachverhalt zu erklären, wird offenbar unterbrochen, schreit dann nur noch "zu spät!" und "halb neun", womit er die wahrscheinliche ankunftszeit in wien meint. eine gruppe eisenbahnfahrwillige kommt jetzt rein, es scheint demnächst ein regionalzug zu halten den sie wohl nehmen wollen. alle drängen sich jetzt am schalter und reden gleichzeitig. keiner benutzt den ticketautomaten, den ich selbst vor einer viertelstunde benutzt hatte. ein mädchen mit rucksack lässt sich doch eine fahrkarte beim automaten raus, andere tun es ihr gleich. mittlerweile ist die halle richtig belebt. zwei ältere leute mit einer mongoliden jungen frau (ihre tochter?) studieren den anzeigemonitor für die zugabfahrten. die behinderte tochter schreit regelmässig "buh!" oder "muh!", so genau kann ich das nicht verstehen.
das einzige schöne an diesem bahnhof ist die bahnhofhallensuhr. es ist eine alte analoguhr, wie sie früher wohl auf allen österreichischen bahnhöfen zu finden war; (solche befanden sich auch auf den wiener bahnhöfen, und etwa auf dem bahnhof in feldkirch, wo ich die harten jahre bis achtzehn verbracht hatte.) das ziffernblatt, das nur aus einem kreis mit stundenstrichen besteht, ist von warmem jaspisrot.
faszinierend der durchlauf von menschen in einer bahnhofshalle auf dem land: das kommen und gehen, die menschen in ihrer individualität. die vermutlichen kroaten tun dasselbe wie ich: sie sehen dem treiben zu und kommentieren hin und wieder eine person oder ein geschehen. plötzlich stehen sie auf, wie auf eine abmachung hin (es war aber nichts zu hören gewesen) und gehen zur treppe, die in die unterführung zu den bahnsteigen abtaucht. holen sie jemanden ab? richtig, kurz darauf kommen sie mit einer jungen frau, die ein kind an der hand führt wieder die stiegen herauf. niemand hat seine bekannten so herzlich begrüßt wie die kroaten.
wenn ich meine blicke geschlechtsspezifisch fokussiere, konstatiere ich eine grundlegende überlegenheit der frauen. männer erscheinen fast alle wie witzfiguren oder karikaturen; die frauen sind alle authentisch. sie kümmern sich, tragen die verantwortung wie es scheint. gerade in einer ländlichen bevölkerung wie hier in diesem steirischen städtchen. in dem ich übrigens geboren wurde. was aber nicht der grund für mein hiersein ist. der sind die berge, namentlich der hochschwab, den ich heute mit mindestens hundert anderen bergsteigern bekrabbelte.
endlich verschwinde auch ich in der unterführung, nicht ohne vorher die leere flasche der frau am kiosk zurückgegeben zu haben ...

gedanken zur bevorstehenden wahl in österreich

wenn man zwei wochen ausser landes war und dann wieder nach wien zurückkommt, sieht man alles anders; man ist nicht nur aufs neue erschüttert von den depressiven visagen und den sozialleichen, die einem entgegenstarren; ebensowenig kann man fassen, was einem für wahl-werbe-plakate entgegenlachen: "dahaam statt islam", "der patriot: er für euch", "sichere pensionen statt asyl-millionen" (die fpö verpackt eigenartigerweise ihre rassitischen slogans immer in infantile witzformen und reime; warum, hab ich nicht nicht ganz verstanden); oder "es geht auch ohne skandale und machtmissbrauch. garantiert"; "keine gnade für kinderschänder", "mut gewinnt"; "österreich bleibt besser", "weil er's kann", und "wohlstand muss gerecht verteilt werden" - eine kleine (unvollständige) auswahl ist hier zu finden.
ja, und man weiß, man ist wieder in österreich. genauer, in wien. und wieder läuft das alte programm durch, wie schon hunderte male zuvor: soll ich diesmal wirklich einen leeren zettel abgeben? oder soll ich schafsköpfig und selbstverarschend einer grundrichtung zustimmen, die unerträgliche einzelpersönlichkeiten (selbst, wenn es proponenten sind) ausser acht lässt und die frage einer solchen wahl auf eine frage einer grundhaltung reduziert? (- wiewohl ich unerschütterlich an die möglichkeit einer besseren zukunft glaube) oder soll ich meiner wut freien lauf lassen und etwas tun, was ich immer schon wollte (fragen sie mich nicht, was)? weiß ich doch, wie viele viele andere auch, daß die wahlen seit vielen jahren ein lächerliches spiel ist, um für gewisse gruppierungen und personen zu ermöglichen, legitim an der macht zu bleiben bzw. die macht weiterzugeben: an freunde und kollegen.
jose saramago erzählt in seinem neuen roman "die stadt der sehenden" (ein titel, mit dem er seinen bekannten früheren romantitel "die stadt der blinden" kontrastiert) von bürgern, die bei einer wahl rebellieren, indem sie weiße stimmzettel abgeben. dabei geht es um mehr als eine verweigerungshaltung, die man vordergründig annehmen könnte. es geht um die legitimationskrise unserer "westlicher" demokratien im weiteren sinn.
stell dir vor: es ist wahl, und keiner geht hin. was wäre, wenn wir am 1. oktober eine wahlbeteiligung von, sagen wir mal, 20% hätten? jedenfalls ließen sich die "nichtwähler" nicht so einfach ignorieren wie bisher.
nein, ich kann keine dieser zur wahl stehenden parteien wählen. ich glaube keinen von denen auch nur ein wort. ich habe über viel zu viele jahre zugesehen, wie sie heute das sagten und morgen das gegenteil taten. nein, ich glaube ihnen nicht. ich habe kein vertrauen, auch nicht auf gegebene garantien.
was ich am ersten oktober mit meiner stimme (die gleich viel zählt wie die stimme jedes der millionen gehirngewaschenen schafe, die nie dran gezweifelt haben, daß "er's kann" oder irgendjemand "für sie" arbeitet) anfangen werde, weiß ich nicht.

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