zuhören können

erstaunlich, daß ein mann wie peter hammill primo levi liest, über den philip roth in seinem buch shop talk schreibt:

"Es ist nicht so überraschend, wie man meinen möchte, daß Schriftsteller sich wie alle anderen Menschen in zwei Kategorion einteilen lassen: solche, die einem zuhören, und solche, die das nicht tun. Levi hört zu, mit seinem ganzen Gesicht, einem präzise modellierten Gesicht, das mit seinem weißen Kinnbart mit siebenundsechzig Jahren ebenso jugendlich wirkt wie professoral, einem Gesicht voll ununterdrückbarer Neugier und zugleich dem Gesicht des angesehenen dottore."

an other cup

yusuf

musikkritiken stoßen mich meistens ab, der geschwätzige ton und die angedeutete fachsimpelei sind fehl am platz, aber so hat es sich in unseren breiten eben etabliert. was könnte man schon sagen über musik, die es zu hören gilt, und nicht, darüber zu lesen? doch ist mir hier eine in den weg gekommen, die ich gern gelesen habe. aber noch glücklicher hat mich die neue CD von "cat stevens" gemacht:
an other cup
wenn man nach fast 30 jahren wieder die altvertraute stimme von cat stevens hört, die musikalische meisterklasse, mit der er den großteil des kommerzpops ohne es zu beabsichtigen hinter sich lässt - kann man nur staunen - und gerührt sein von diesem mann, der kompromißlos seine suche fortsetzt und immer wieder einen schritt weitergeht, man möchte ihn umarmen, hört aber "nur" seine musik. wunderbar.
(und er hat sich einiges überlegt: das meer in der tasse, die tasse selbst - wer cat stevens kennt, weiß, worauf das hinweist. auch die coverversion von "don't let me be missunderstood" hat eine eigene aussage)

-> interview in der faz

klaus mann

der tod klaus manns - kann man ihn überhaupt "selbstmord" nennen? ist er nicht vielmehr vom leben zerrieben worden, chancenlos? hat er nicht eigentlich erstaunlich lange gelebt, gemessen an den faktoren, die ihn zerrieben haben, gemessen an der unausweichlichkeit seines freitodes? er war erstaunlich mutig, erstaunlich wach; ich dachte eben kurz an den österreichischen erzherzog rudolf und sein ende in mayerling, da gibt es gewisse parallelen - ja.
was er mit vielen teilte, die ihn überlebten, war die verzweiflung darüber, daß alles so weitergeht, nach dem zweiten weltkrieg, nach 1945, nach dem sturz der nazis in deutschland.
es ging weiter und es geht weiter: wir sehen heute, in welche richtung es gegangen ist und weitergeht und wie klarsichtig er und seinesgleichen doch waren. gewissermaßen hat er das leben vieler millionen westler vorweggenommen, vorweggelebt.
wir haben uns heute meist mit der ausweglosigkeit arrangiert, wir sehen weg oder belügen uns enthusiastisch selbst, die meisten vom uns wissen ja gar nicht, daß sie wegsehen, und sie leiden nur an den symptomen der folgen dieser welt-spaltung: depression, drogensucht, exzessives sexualleben. die ursachen verstehen sie nicht, und ihre therapie ist fragwürdig.
kunst ist fragwürdig im selben sinn: kunst ist ein bürgerlicher, vollkommen anachronistischer standpunkt, den es nur mehr als strohpuppen- oder geschäfts-identität gibt; jeglicher idealismus und utopismus (gut?) hat alle kraft verloren. jeder glauben hat seine kraft verloren. es gibt nur den geschäftsmann (geldmacher) oder den stroh-mann. und der strohmann hat das schwere los gezogen: er wartet aufs sterben, und stürzt sich täglich aufs neue in das irre spiel, alte rollen auszuprobieren, so gut wie immer ohne echo, ohne erfolg. der geschäftsmann kann geld machen, solange er sich an die regeln des marktes hält und auf dem parkett der käufer tanzt ..
klaus mann war in gewisser weise ein prototyp des entwurzelten, erdrückten, zerriebenen europäers, wie er heute in tausendschaft und völlig unbekannt sein dasein fristet. wörtlich: fristet. bis die frist abgelaufen ist, was er - möglicherweise - selbst bestimmt.

bärtierchen

noch ein solcher überlebenskünstler, einer der extremeren art. anscheinend überlebt dieses wesen sehr hohe minustemperaturen in einer art "gefriergetrocknetem" zustand.
bärtierchen sehen zudem sehr interessant aus:

tardi1
(quelle: uni düsseldorf)

-> das bärtierchen-journal mit bildern

bravo, kleine(r)

ich habe da ein kleines kerlchen, das hat sich prächtig entwickelt. im märz war das noch ein einziges, von einer größeren pflanze abgebrochenes blatt, das ich in ein glas mit ein wenig wasser gestellt hatte, um zu sehen, ob es wurzeln treiben würde .. es trieb wurzeln, und ich konnte es vorsichtig in ein joghurtbecherchen setzen. im sommer, nach einer zweieinhalbwöchigen abwesenheit, glaubte ich es schon gestorben, aber es kam doch wieder, und jetzt blüht es auf eine fast selbstmörderische weise: ich denke an oscar wildes märchen "die nachtigall und die rose", wenn ich diese blüten und weiteren knospen sehe ... obwohl es im grunde keine verbindung gibt.
es ist einfach so ein wunder, daß pflanzen auf diese weise (über)leben und blüten treiben, wohl eine metapher für alles leben, das trotz allem überlebt, sich niemals unterkriegen lässt ...

kerlchen

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